Zum Inhalte springen

Herausragendes Beispiel gelebter Inklusion

Vernissage „Fasching – das andere Ich“ im Rathaus eröffnet

Vernissage „Fasching – das andere Ich“

Das von den Waldstetter Wäschgölten in Kooperation mit dem Haus Lindenhof in den PRODI-Werkstätten durchgeführte und finanzierte Kunstprojekt „Fasching – das andere Ich“ gipfelte am vergangenen Freitagabend in einer beeindruckenden Vernissage im vollen Rathausfoyer. Dabei kam mehrfach zum Ausdruck, dass sich die Wäschgölten in ihrem sozialen Engagement um die vielbeschworene Inklusion große Verdienste erwerben.

Bemerkenswert und überragend die musikalische Umrahmung durch das Duo „Sixteens“ vom Limeshof Welzheim mit dem blinden Violinvirtuosen Jörg Seibold und dem Gitarristen Ralf Fritoon. Faszinierend die Begeisterung und Freude beider Musiker, die das Publikum zum Mitmachen animierten. Helmut Herkle von den Waldstetter Wäschgölten als Ideengeber und Initiator des Kunstprojekts zeigt sich stolz über das vielfältige soziale Engagement des Vereins, der seit 1985 für karitative Zwecke spendet und seit 2003 den „Fasching für Menschen mit und ohne Behinderungen“ durchführt. Dabei tragen Menschen mit Handicap zum Programm bei. Aus den Erlösen und großzügigen Spenden der Gmünder Volksbank wurde bereits die Gründung der Guggenmusik „Los Krawallos“ unterstützt. Im nun zu Ende gegangenen Kunstprojekt widmeten sich, unterstützt vom Werkstattleiter Wolfgang Polzer, sechs PRODI-Beschäftigte an sieben Nachmittagen der Portraitmalerei in Acrylfarben. Rechnete man zunächst mit vielleicht sechs Bildern, legten die „Künstler“ mittleren Alters bald ihre anfängliche Scheu ab und stellten schließlich über 20 100 x 80 Zentimeter große Portraits her. Herkle war so begeistert, dass er eine Fortsetzung des Projekts nicht ausschloss.

In seiner unnachahmlichen Art sprach Bürgermeister Michael Rembold von einem „bärenstarken Dreigestirn“ aus Haus Lindenhof, den Künstlern und den Waldstetter Wäschgölten. Die Bilder mit ihren unterschiedlichen Stimmungen und Facetten menschlichen Seins seien ein großartiges Geschenk an die Gemeinde. Er war voll des Lobes für das soziale Engagement des Fasnachtsvereins, das ein herausragendes Beispiel gelebter und erfolgreicher Inklusion darstelle, und schloss: „Wir alle sollten Vorbilder sein, für einander da sein und Gutes tun. Das ist Gemeinschaft!“ Der das Projekt begleitende Kunstpädagoge Uwe Feuersänger aus Täferrot schilderte anhand seiner eigenen Biographie, wie ein nicht einfacher und mit Problemen behafteter Kurswechsel vom stressig in den Beruf eingespannten zum seinem Innersten folgenden Menschen erfolgen kann. Er verzichtete bewusst auf eine Interpretation der Arbeiten. Normalerweise gebe es in der Portraitmalerei als äußerst schwierigem Thema in der Kunst ein Modell, im Projekt „Fasching – das andere Ich“ sei dies nicht der Fall. Er habe es als wunderschön empfunden, mit den Kursteilnehmern zu arbeiten und ihnen ganz wenige Vorgaben zu geben. Die Kunst entstehe, wie es ein libanesischer Philosoph ausdrückte, wenn die verborgene Phantasie des Künstlers und das Erscheinungsbild der Wirklichkeit übereinkommen, etwas Neues zu schaffen. Dies sei bei den Menschen mit psychischen Behinderungen der Fall gewesen, in ihrer Arbeit habe etwas Inwendiges den Weg nach außen gefunden. Es habe keinen Leistungsdruck gegeben, nur das Wollen. Die Ergebnisse, so Feuersänger, seien so vielfältig und differenziert wie die „Künstler“ selbst und sprächen für sich. Sein Tipp zum Schluss: „Setz dich vor ein Bild und schau es an, dann macht das Bild etwas mit dir und lässt Deine Interpretation zu Dann kommt ein innerlicher Prozess zustande“. Zum Schluss bedankte sich Direktor Jürgen Kunze vom Haus Lindenhof bei Gemeinde und Fasnachtsverein für das gelungene Projekt und die Kooperation.