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Lieber keine Maskeraden im Alltag

„Bleibt lieber, wer Ihr seid!“/Wäschgölten Wortgottesdienst

Wortgottesdienst 2018

Auch der 18. närrische Wortgottesdienst am vergangenen Sonntagabend in der St.-Laurentius-Kirche hat nichts von seiner Attraktivität eingebüßt. Eine fast volle Kirche und viel Applaus waren der Lohn für die gründliche Vorbereitung und die gelungene Durchführung. Begleitet von der Guggamusigg Lachabatscher, zogen Gardemädchen, Wäschweiber und Waschmänner der Waldstetter Wäschgölten sowie ihre Fasnachtsfreunde aus Wißgoldingen und Mögglingen in die von Renate Herkle und ihrem Team fasnachtlich geschmückte Kirche ein, in der sie von Diakon Michael Weiss mit „Wäschgölt ahoi“, Stuifa hau“ und „Helau Mögglau“ närrisch begrüßt wurden. Pamela Rembold und Oberwäschweib Elke Kamitz führten ins das Thema „Masken“ ein, das erstens zur Fasnacht passt und auch Gegenstand des vierten Kunstprojekts der Waldstetter Wäschgölten mit der Stiftung Haus Lindenhof war. Masken seien für manche ein zweites Gesicht, mit dem man seine Schwächen zudecke. Das Lachen sei nicht echt, man lege eine nicht vorhandene Sicherheit an den Tag und spiele oftmals Theater. So wie die Maske einerseits verhülle, zeige sie andererseits, was wir gerne sein möchten und anders nicht sagen können. Der Gottesdienst, so die beiden Wäschweiber in ihrem „Anspiel“, soll helfen, damit umzugehen.

Die Predigt von Diakon Michael Weiss war nicht nur närrisch, sondern auch politisch. Wer eine Maske aufsetze, wolle nicht alles preisgeben und könne hinter der Maske anders sein als er eigentlich ist: ein stolzes Huhn, ein Held, ein Star, aber auch ein gefährlicher Autokrat, Twitterer oder Diktator wie die Trumps, die Putins, Erdogans oder Kims. Aber auch Politiker hierzulande seien vor Maskeraden nicht gefeit und in manchen Fällen, etwa bei der AfD, stecke gefährliches Denken hinter der Maske. Ganz kurz gab Michael Weiss der Versuchung nach, selbst mal in die Maske eines Bischofs zu schlüpfen und ließ sich Mitra, Pectorale und Fischerring reichen. Die schnelle Umkehr folgte auf dem Fuß, „denn dann bin ich ja der Kasper und nicht mehr einer von Euch!“ Lieber keine Maskerade im Alltag, er bleibe, wer er ist, nämlich der Diakon. Diesen Rat gab er seinen Zuhörern am Ende seiner Predigt, die mit Gesang von Steffi Stock und Orgelbegleitung von Michael Fauser ihren fulminanten Schlusspunkt hatte. Viel Applaus, herzliche Dankesworte von Oberwäschweib Claudia Schlosser für alle Mitwirkende und das von den Lachabatschern intonierte „Großer Gott wir loben Dich“ beendeten den anspruchsvollen und ansprechenden Wortgottesdienst.